Die Stafflanger Pfarrkirche

Schon von Weitem ist sie sichtbar, unsere Pfarrkirche St. Remigius. Der Name unseres Kirchenpatrons signalisiert, dass die Stafflanger Pfarrei ziemlich alten Ursprungs ist.

Unsere jetzige Kirche ist ca. 250 Jahre alt. Dokumente einer früheren Kirche sind nicht überliefert, sicher ist aber, dass es vor unserer jetzigen Pfarrkirche bereits mindestens eine frühere gab. So wird in den Quellen das Jahr 1493 erwähnt; in diesem Jahr ist ein Kirchenstuhl eines Marquard Gretter zu Stafflangen gemacht worden. Auch hat im Jahre 1517 der Stafflanger Pfarrherr Konrad Bernhalder einen Nebenaltar anfertigen lassen. Während des 30-jährigen Krieges (1618-1648) ist auch die Stafflanger Kirche geplündert worden, so dass sie am 12. Oktober 1651 konsekriert werden musste. Von einer Orgel ist im Jahre 1682 die Rede.

Eine größere Renovation erforderte 1721 einen Teilabbruch. Diese Renovierung wurde 1722 beendet. Entscheidend für unsere jetzige Kirche ist das Jahr 1759. Während der Amtszeit des Schussenrieder Abtes Nikolaus Kloos kam es zu einer großen Bauaktion. Als Baumeister für diese Baumaßnahme wurde der aus Stafflangen stammende Klosterbaumeister Jakob Emele bestimmt. Von ihm wurde also die heutige Kirche mit dem dazugehörigen Turm erbaut. Jakob Emele hat diese Kirche knapp zehn Jahre nach seinem Erstlingswerk in Muttensweiler gebaut.

In einer älteren Kirchenbeschreibung finden wir folgende Ausführungen bezüglich der Stafflanger Kirche: „Im Gegensatz zur Muttensweiler Kirche ist der Turm zu Stafflangen nicht auf der Nordseite, sondern auf der Südseite des Schiffes. Der Sockel (des Turmes, d. Verf.) ist nicht nur bis zur Höhe des Gesims, sondern bis etwa zur Hälfte quadratisch. Die klare horizontale Gliederung des oberen und unteren Geschosses verzichtet auf barocke Verkröpfungen. Auch der Gurt am Fuß der Schallöffnung verläuft geradlinig. Nur das Gesims um die Uhr schreibt nach unten und in die Turmhaube die von der Zweckmäßigkeit diktierten Halbkreise. Das obere Turmgeschoss ist nicht mehr achteckig, sondern die Kanten sind durch zwei Eckpilastern abgerundet. Auch die mit dem Doppelkreuz gekrönte Haube ist nach oben verjüngt, schlanker, „schnittiger” geworden".

Anlässlich einer Bestandsaufnahme 1835 wird die Kirche wie folgt beschrieben: „Stafflanger Kirche 130' (Fuß) lang, 40' breit, samt dem Thurm ganz aus Backsteinen; der Thurm ist mit Weißblech, die Kirche mit Ziegelplatte eingedeckt. Der Raum in der Kirche beträgt 5.000 Quadrat' und ist für die Gemeinde von 350 Seelen groß genug.“

Nun einige Ausführungen zum Inneren der Kirche: „Der einschiffige Innenraum hat einen eingezogenen, platt geschlossenen Chor und eine Gesamtlänge von 34,3 m, eine Breite von 10,0 m und eine Höhe von 6,9 m. Zwischen Chor und Ostfassade ist die Sakristei. Sämtliche drei Altäre krönen das unierte Wappen des Reichsstiftes, ein springender Löwe, und das des letzten Abtes Siard II. Berthold (1792 - 1839), ein schreitender Hirsch, dessen Geweihstangen je mit vier Enden geschmückt sind. Franz Josef Reusch, der Gestalter des 1795 gefertigten Hochaltares, der 1890 nach dem Vorbild des alten erneuert wurde, ist wohl auch der Schöpfer der beiden Nebenaltäre”. Bei diesen beiden Seitenaltären handelt es sich um einen Marienaltar und einen Josefsaltar.

Geschmückt ist unsere Pfarrkirche mit zahlreichen Bildern, Wandgemälden und Figuren. Bemerkenswert ist auch der aus 14 Stationen bestehende geschnitzte Kreuzweg, der wohl zu den Spätwerken des Georg Reusch zu zählen ist.

Bezüglich der Bilder kann man in einer Beschreibung lesen: „Unter dem Einfluss der „Tenebrosi” mit ihren Goldtönen und magischen Beleuchtung sowie der dramatischen Tiepolos entstanden wohl kurz nach Erbauung der jetzigen Stafflanger Kirche die zwei Meter breiten und drei Meter hohen, rhythmisch stark bewegten Monumentalbilder „Geißelung” und „Ecce homo” an der rechten Schiffswand. Die Tafelbilder - 2,0 m breit und 3,0 m hoch - zwischen zweitem und drittem Schiffsfenster mit der Inschrift „Sant. Roche bitt Gott für uns” und gegenüber das korrespondierende „Sebastiane bitt Gott für uns” sind frühklassizistisch und dienten ursprünglich als Seitenaltarbilder der Mittelbiberacher Kirche.

Das etwa 2 m breite x 3,5 m hohe mit einem gedrückten Rundbogen abschließende Hochaltarbild stellt die Taufe Chlodwigs durch St. Remigius dar. In der Fastenzeit wurde früher das Bild einer Kreuzabnahme als Altarbild eingesetzt.

Die Deckenfresken stammen von Johann Baptist Locher (er besuchte die Zeichenschule von Baptist Pflug) und sind mit Ölwachsfarbe gemalt (Entstehungszeit 1890/1891).

„Für die Stafflanger Pfarrkirche wählte er als Chorbild die Himmelfahrt Jesu und in den Zwickeln die vier Evangelisten. Das große Mittelfeld des Schiffes stellt die Anbetung des hl. Altarsakramentes nach Raphaels Disputa dar, gegen den Chorbogen folgt die Anbetung der hl. Dreikönige, westwärts Jesus als Kinderfreund, über der Orgel die heilige Cäcilia“.

Die älteste Statue ist die Figur des Evangelisten Johannes an der linken Seitenwand in der Nähe des Eingangs. Sie dürfte vom Ende des 15. Jh. stammen und stand wohl schon in der alten Kirche.

Bezüglich der Orgel gibt es wie schon erwähnt bereits Hinweise hierüber aus dem 17. Jh. Für das Jahr 1682 sind dazu Ausgaben in Höhe von 31 fl genannt. Ob diese Orgel beim Kirchenbau 1759 übernommen worden ist, oder ob damals eine neue Orgel eingebaut wurde, lässt sich aus der Quellenlage nicht sicher sagen. Sicher ist jedoch, dass bei der Renovierung 1860 umfangreiche Renovierungen auch an der Orgel durch Orgelbauer A. Späth, Ennetach - vorgenommen worden sind. 1877 wurde dann eine neue Orgel eingebaut. Die nächste Veränderung an der Orgel erfolgte 1917, als 29 Prospektpfeifen als Kriegsopfer der Orgel entnommen wurden. 1957 wurde dann eine neue Orgel von der Firma Späth, Ennetach, angeschafft.

Das Geläut der Stafflanger Kirche besteht aus vier großen Glocken. Dieses Geläut wurde ursprünglich 1930 gegossen, drei dieser Glocken wurden aber im Februar 1942 zu Kriegszwecken entfernt und eingeschmolzen. Zu der verbliebenen vierten Glocke wurden 1950 drei neue Glocken gegossen, die bis heute das Stafflanger Kirchengeläut bilden.

Aber natürlich gab es auch schon vor 1930 Glocken im Kirchturm zu Stafflangen.

Bereits 1418 wurde eine große Glocke gegossen, die mittlere anno 1445 und auch eine dritte dürfte aus dieser Zeit stammen, trägt aber keine Zahl. 1732 wurde dann eine Glocke durch eine neue ersetzt. Beim Neubau der Kirche 1759 dürfte das alte Geläut übernommen worden sein, jedenfalls findet man in der Quelle keinen Hinweis auf neue Glocken im Zusammenhang mit dem Bau der Kirche.

1880 wurden dann drei neue Glocken angeschafft, die vierte Glocke war die alte. Im Zuge des Ersten Weltkrieges mussten drei der vier vorhandenen Bronzeglocken zu Kriegszwecken abgegeben werden. Als Ersatz wurden 1919 zwei kleine Gussstahlglocken angeschafft. Ein neues, vierstimmiges Geläut wurde, wie bereits erwähnt, 1930 erworben.

Abschließend kann gesagt werden, dass die auf der Höhe liegende Kirche sicher das markanteste Gebäude Stafflangens ist. Durch ihre Gestaltung passt sie sich ein in unsere oberschwäbische Landschaft und ist ein Zeugnis jahrhundertelanger Glaubenstradition.


Rudolf Andritsch, unter Verwendung einer Kirchenbeschreibung von Dr. Kasper, einer unbenannten Quelle, einer Aufstellung von Dr. Herzog zu Mecklenburg sowie Ausführungen von Dr. Diemer


Erschienen in der Festschrift „100 Jahre Kirchenchor St. Remigius Stafflangen 1900 – 2000“